Artist Statement anlässlich der Ausstellung „Reset“ im Thüringer Landtag 2020 und im Haus Metternich Koblenz 2021
„Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft zu leben.“ Hermann Hesse
Gegangene Wege in Frage stellen, bereit sein zum Neubeginn, sich Aufmachen. Mit jedem Beginn eines neuen Werkes kenne ich diesen Zauber in meiner Arbeit als Maler. Die „Frau in Weiß“ ist aber in besonderem Maß mit dem Topos des Neubeginns verwoben. Zu sehen ist der Akt einer Schwangeren, deren Körper mit einer weißen cremeartigen Substanz überzogen ist. Der Hintergrund ist ausgespart, das blanke Malgewebe ist sichtbar. Die ungrundierte Leinwand symbolisiert die offenen Möglichkeiten im Moment des Beginnens und lässt die Figur in einem Raum der Unbestimmtheit jeder Situation entrückt erscheinen.
Die Farbe Weiß ist verbunden mit Reinheit und der Vorstellung vom „unbeschriebenen Blatt“. Dabei steht diese Konnotation in Kontrast zur basalen Empfindung eines beschmierten Körpers. Durch die weiße Maskierung wird der Körper verhüllt. So, wie eine Grundierung das Malgewebe bedeckt und damit den Raum für künstlerische Möglichkeiten vorbereitet, bedeckt die Farbe Weiß den Körper der Figur und lässt ihn zu einer Projektionsfläche vielfältiger Visionen werden. Jedoch kann jeder Neuanfang angesichts der Fülle an Möglichkeiten auch mit Ungewissheit und Ängsten verbunden sein. So besitzt die Erscheinung der weißen Frau auch einen beklemmenden Aspekt. Nicht zuletzt berührt das Entstehen eines neuen Lebens das Thema des Anfangs auf gewichtige Weise. Im März 2020 bin ich Vater geworden und meine Frau stand zuvor für dieses Bild Modell.